(apf) Freitagabend, 4. April, 20 Uhr, SteinliChäller Möhlin: Leises Murmeln und gespanntes Warten sind spürbar im gut besetzten SteinliChäller Möhlin, denn mit Pedro Lenz steht ein bekannter Schweizer auf dem Programm von 4313Kultur. Ein unterhaltsamer Abend wartet, gefüllt mit kleinen Szenen und Alltagsbeobachtungen aus Lenz’ aktuellem Buch «Zärtlechi Zunge».
Gross und präsent stand Pedro Lenz mit dem rosafarbenen Buch «Zärtlechi Zunge» auf der Bühne des praktisch ausverkauften SteinliChällers. Neben ihm sass Simon Spiess, um mit seinem Saxophon den musikalischen Klangteppich zu dieser Lesung zu bilden.
Bereits die erste Szene auf einem typisch schweizerischen Spielplatz zog das Publikum in die entsprechende Stimmung hinein: Das Auf und Ab der Schaukeln und «Gigampfis», das Hoch und Runter auf der Rutschbahn, das «Heile, heile Säge» der Grossmami oder das fliegende Sandschüfeli liessen die ganze Vielfalt des Lebens am Beispiel eines Spielplatzbesuchs aufscheinen.
Alltag in Gedichten – leicht und ernst zugleich
Die unterschiedlichen Gedichte beschrieben teils persönliche Situationen wie etwa ein Gespräch mit einem Jungen, der nicht gern durch Tunnel fährt, oder die Erfahrung, immer wieder auf die eigene enorme Körperlänge angesprochen zu werden, die sichtbar aus der genormten Welt herausfällt. Hier führte Pedro Lenz die jeweiligen Gespräche ad absurdum, indem er den Spiess herumdrehte und die Fragen auf einen Menschen anwendete, der knapp 1.50 m gross ist. Zwar schmunzelte man bei dieser Vorstellung vor sich hin, merkte aber auch, welch feine Kritik hinter dieser gesellschaftlichen Normierung steckt.
Themen wie Alkoholabhängigkeit oder Geburt und Tod kamen ebenfalls mit einer gewissen Leichtigkeit daher, die aber nie abwertend wirkte, sondern wie selbstverständlich den Lauf des Lebens schilderte. Nach der Pause hörten die Anwesenden den Gedanken eines Marathonläufers zu, der beim Rhythmus des Laufens trotz aller Schmerzen und Entbehrungen in einen rauschhaften Zustand gerät.
Der Rhythmus der Sprache schwebt über Saxophon-Klängen
Das Meditative der Texte untermalte Simon Spiess teils mit wenigen, sich wiederholenden Klängen, oder mit sanften Melodien – auf diese Mischung musste man sich ganz bewusst einlassen, doch sie zeigte eine spannende Symbiose aus Text und Musik. Pedro Lenz meinte zu Beginn des Abends, dass jeder Auftritt anders sei und somit immer eine Premiere. Das spürten die Zuhörenden sehr genau und folgten den beiden Künstlern durch die unterschiedlichen Themen des Lebens, mit all ihren Höhen und Tiefen.
Als Zugabe erzählte Pedro Lenz vom «Jungen mit den müden Beinen», der einfach nicht mehr laufen möchte, weil die «Beine wie Brei» sind. Mit diesem «Ohrwurm» entliessen die Künstler das Publikum an die Bar, wo noch die Gelegenheit bestand, sich mit den beiden Wort- und Klangkünstlern über den gelungenen Abend auszutauschen.
Nach der Osterpause finden die nächsten Anlässe statt. Details dazu können auf der Webseite entnommen werden.
www.4313kultur.ch