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Von der Sofakartoffel zum Genussgänger. Foto: Sonja Fasler

„Ich lauf mir ’ne Acht“: die Metamorphose einer Sofakartoffel zum Genussgänger

„Da müssen wir eigentlich dich hinschicken.“ Diesen und ähnliche Sprüche bekomme ich seit meinem Arbeitsantritt in der Redaktion von fricktal.info von meinen Kollegen zu hören, wenn es um Termine geht, bei denen körperliche Betätigung gefragt ist. Gefolgt werden solche Bemerkungen regelmässig von einem hämischen Grinsen oder einem lauten Lachen. Das mag damit zusammenhängen, dass meine sportlichen Glanzzeiten schon ein paar Jahre her sind und ich heute vor allem als Fernsehsportler – man könnte auch sagen als Sofakartoffel – sehr aktiv bin. Aber auch als solche habe ich meinen Stolz und so stürzte ich mich am Sonntag tatsächlich in das Abenteuer, die neu eröffnete „Laufenburger Acht“ zu erwandern.
JÖRN KERCKHOFF

Man hat es nicht immer leicht, wenn man mit zwei Hundebesitzern gemeinsam in einer Redaktion arbeitet. Die sind natürlich jeden Tag in Wald und Flur unterwegs, um ihre Vierbeiner Gassi zu führen und das bei Wind und Wetter. Ich bin Herrchen eines Katers und ich weiss warum. Da kann man sich kilometerlange Spaziergänge bei minus zehn oder plus 30 Grad sparen – der Kater weiss, wo seine Katzentoilette steht – und ist sonst auch eher gemütlich unterwegs. So hängt einem bei Hundebesitzern aber eben schnell das Prädikat der Sofakartoffel an. Ein Image, das ich schon auch gerne pflege, kann man sich so doch vor unangenehmen Terminen drücken. So zumindest der Plan. Doch irgendwie macht es besagten beiden Hundebesitzern Spass, bei Terminen, die ein klein wenig Bewegung erwarten lassen, mich ins Spiel zu bringen und sich darüber amüsieren, wenn ich abwinke. Das ist okay für mich und eigentlich auch der Plan dabei.

Sportlicher Ehrgeiz noch nicht erloschen

Doch offenbar ist der sportliche Ehrgeiz tief in mir doch noch nicht ganz erloschen und zu viele Lacher über meinen mangelnden Bewegungsdrang tun dann irgendwann weh. Und als in der Redaktion das Thema aufkam, wer nun eventuell bereit wäre, die Laufenburger Acht mit ihren extra gebauten Hängebrücken am Eröffnungswochenende per Pedes zu erkunden, erklärte ich mich bereit – die Verwunderung bei den beiden Hundebesitzern war einigermassen gross, was mich nun innerlich grinsen liess. Und 6,1 Kilometer sind ja nun auch nicht so viel, als Wanderung darf man eine solche Streckenlänge ja eigentlich gar nicht bezeichnen, maximal als gemütlichen Spaziergang. Zumal die Strecke von den Tourismusbüros der beiden Laufenburg auch als leicht beschrieben wird. Gelegentlich ein paar Treppenstufen seien die grösste Herausforderung, die einen erwartet. Das sollte also zu schaffen sein, auch für einen 52-jährigen, lauffaulen, kniekranken Katzenbesitzer, der weder bei Regen noch bei zu grosser Hitze gerne draussen ist – also mich.
Was war ich froh, als sich das Wetter am Sonntag besser präsentierte, als an den Tagen zuvor vorhergesagt. Nachdem ich die Klappe aufgerissen hatte, dass ich die Laufenburger Acht am Sonntag ablaufen will, hätte ich am Tag drauf in der Redaktion schlecht sagen können, dass ich den Plan wegen schlechten Wetters habe ausfallen lassen – die beiden Hundebesitzer hätten mich gnadenlos ausgelacht. Ich musste laufen, egal bei welchem Wetter. Doch Petrus war gnädig mit mir und so machte ich mich denn gegen zwölf Uhr guten Mutes auf den Weg, dass ich diesen Spaziergang gemütlich in etwa eineinhalb Stunden hinter mich bringen würde.
Wie zu erwarten, war ich natürlich nicht der Einzige, der den neu geschaffenen Wanderweg erkunden wollte. Am 1. Mai wird eben gewandert – in Deutschland genauso wie in der Schweiz. Es dürften tausende Spaziergänger gewesen sein, die sich bei idealen Bedingungen eine Acht laufen wollten. Das dürfte die Macher in den beiden Laufenburger Rathäusern schon mal gefreut haben. Ihre Idee des Wanderwegs, der an drei Stellen den Rhein quert, fand am ersten Tag nach der offiziellen Eröffnung zahlreiche Anhänger.
Und ja, ich gebe es zu, auch ich fand schnell Gefallen an der Laufenburger Acht. Der Weg führt immer dicht am Rhein entlang und man kann mal so richtig runterfahren, Job, Alltag und Handy vergessen und sich einfach wohlfühlen. Da findet sogar eine Sofakartoffel wie ich Spass dran. Das Einzige, was ein wenig irritierte, war die teilweise fehlende Ausschilderung des Weges. An ein paar Knotenpunkten war ich mir doch nicht ganz sicher, in welche Richtung ich nun laufen sollte. Und offenbar war ich nicht der Einzige, auch andere Spaziergänger schauten an der ein oder anderen Stelle mit fragender Miene nach einem Hinweisschild. Dank der vielen Sonntagswanderer, die fast eine geschlossene Acht bildeten, fand aber wohl doch jeder den Weg – auch ich.

Auch mal ins Plaudern gekommen

Je mehr Leute an so einem Tag unterwegs sind, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass man irgendwann auch jemanden trifft, den man kennt. Und dann lässt es sich natürlich nicht vermeiden, dass man auch ein wenig ins Plaudern gerät. Das ging mir nicht anders und so war schon nach etwa einem Viertel des Weges klar, das selbstgesteckte Ziel von eineinhalb Stunden werde ich nicht schaffen. Vollends über den Haufen geworfen wurde dieses Ziel, als ich dann noch an einem der Verpflegungsstände vorbeikam, die am Wochenende von den Laufenburger Vereinen aufgebaut worden waren. „So eine leckere Cervelat wäre jetzt genau das Richtige“, ging es mir durch den Kopf. Was soll ich sagen, ich gab der Versuchung nach. Und kurz darauf gleich nochmal, als ich auf Schweizer Seite an der Badi vorbeikam und mich die Eiskarte anlachte. Da waren dann schon knapp zwei Stunden vergangen, aber erst gut die Hälfte des Weges geschafft. Aber egal, ich war ja nicht beim Marathon unterwegs und in der Redaktion hatte ich schliesslich auch keine Wette darauf abgeschlossen, in welcher Zeit ich die Acht laufen würde.
Gespannt war ich auf die Hängebrücken, die auf deutscher Seite entlang des Rheins installiert worden waren, um ein paar Schluchten zu überwinden. „Die schwanken ganz schön hin und her“, hatte ich schon vorher erfahren. Da ich gerne Achterbahn fahre, liess ich mich davon natürlich nicht erschrecken. Und tatsächlich wurde es wackelig. Je mehr Personen über die Hängebrücken laufen, desto mehr geraten diese ins Schwanken, was einen geraden Gang ganz schön erschwert. So bietet die Laufenburger Acht neben schöner Landschaft auch noch einen gewissen Abenteuerfaktor und das macht echt Spass.

Die Metamorphose vollendet

Zum letzten Mal ging es an diesem Tag für mich beim Kraftwerk Laufenburg über den Rhein, nach etwa drei Stunden kam ich wieder beim Auto an. Einen Geschwindigkeitsrekord für die 6,1 Kilometer habe ich damit sicher nicht aufgestellt und von jedem Wanderer werde ich damit wohl eher belächelt. Ist mir aber egal. Kann nämlich gut sein, dass aus der Sofakartoffel ein Genussgänger wird, der die Laufenburger Acht nicht nur einmal gelaufen ist.

Bild: Von der Sofakartoffel zum Genussgänger. Foto: Sonja Fasler